Geschichte der Bücherei beschrieben von Gertrud Siebert (Verstorben 2015) zum Anlass der 150-Jahr-Feier 2003
Die Kath. Öffentliche Bücherei St. Alexander in Schmallenberg besteht gemäß einem Auszug des Borromäusvereins Bonn schon seit dem Jahre 1853. Der damalige Pfarrer Rohde gründete die Bücherei, die heute zu den ältesten in der Diözese gehört.
Beim ersten Einkauf erstand Pfarrer Rohde Bücher im Wert von 30 Thalern. Zum Vergleich: 1 Thaler = 30 Silbergroschen = 360 Pfennig. Ein Ei kostete 2 Pfennig.
In den folgenden Jahren wurden in Bonn weitere Bücher eingekauft, da in dem damals noch kleinen Schmallenberg recht viel gelesen wurde. In schlechteren Jahren ruhte der Neukauf von Büchern. Das kam auch auf den jeweiligen Pfarrer an, wie er zu der Bücherei stand.
Pfarrer Münstermann (1889 - 1895) kaufte wieder neue Bücher ein. Nach dem Kirchenneubau 1905-06, der unter Pfarrer Roderfeld (1896 - 1920) erfolgte, erlebte die Bücherei einen enormen Aufschwung. Jedoch in den Jahren des ersten Weltkrieges 1914 - 18 ruhte alles wieder.
Ab 1919 wurden die Leserzahlen stastistisch erfasst. Man hatte 50 Leser und eine jährliche Ausleihe von 1735 Büchern.
Die Stadt Schmallenberg hatte in dieser Zeit ca. 2000 Einwohner. In diesen Jahren wurde die Bücherei erstmals von der Stadt Schmallenberg finanziell unterstützt. Die Inflation ließ dann allerdings einen weiteren Aufschwung nicht zu, jedoch so manche Spende floss in die Bücherei.
Mehrmals musste umgezogen werden. Zuerst ins Pfarrhaus, in der Kirche im Zimmer über der Sakristei, später in die Vikarie. Stets waren ehrenamtliche Helfer bereit, Einband- und Registrierarbeiten weitgehend selbst zu erledigen.
Pfarrer Josef Rörig (1936 - 1953) erbaute im Jahre 1939 das Alexanderhaus Selbend 8, dort hinein kam dann die Bücherei. Während des Krieges ab 1939 war an neue Bücher nicht mehr zu denken. Auch das Naziregime ging der Bücherei an den Kragen. All Bücher, die religiöse, katholisch-sittliche oder katholisch-kulturelle Inhalte hatten, mussten aus der Bücherei entfernt werden.
Gegen Ende des Krieges wurde das Alexanderhaus als Pflegestation für verwundete Soldaten umfunktioniert.
Nach dem Kriege ging es in der Bücherei mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern frisch an die Arbeit. Die Leitung oblag den jeweiligen Vikaren. Die Ausleihen bewegten sich pro Jahr so zwischen 3000 und 5000 Büchern.
In den Jahren 1971 und 1974/75 erfolgte durch das Medienzentrum Paderborn eine große Durchsicht des Bestandes. Manchen war völlig veraltet und musste entfernt werden. Es gab wieder Zuschüsse, so dass der Bestand durch Neuerwerb wieder aufgestockt werden konnte.
Pfarrer Rudolf Dalski (1971 - 93) erbaute ein neues Alexanderhaus in der Gartenstraße, und die Bücherei konnte dort mit neuem Mobiliar einziehen.
Der Medienbestand der 70er Jahre hatte ca. 2000 bis 3000 Einheiten. Die jährliche Ausleihe betrug 4000 bis 6000 Stück. Inzwischen waren auch Tonkassetten zwecks Ausleihe eingekauft worden, so dass der Bestand bis zu den 90er Jahren auf 10 000 Medien anstiegt, und die Ausleihen betrugen nun mehr als 21 000 Einheiten. Dies alles war nur möglich geworden durch ganz viel ehrenamtliche Arbeit.
Die Leitung der Bücherei, die früher die jeweiligen Vikare inne hatten, übernahm von 1976 bis 1986 Gisela Löcherbach, Büchereiassistentin, 1986 bis 1990 Gertrud Siebert und seitdem bis heute Hubert Kamlage, ebenfalls Büchereiassistent.
Da es der Bücherei in der Gartenstraße schon wieder zu eng wurde, konnte der Raum zwar etwas erweitert werden, aber es war abzusehen, dass alles schon bald wieder zu klein wurde.
Viele der Mitarbeiter wurden in Wochenendkursen geschult. Autorenlesungen wurden veranstaltet und sehr viele Klassenführungen durchgeführt, die jährliche Buchausstellung wurde durch viel Beiprogramm interessant gemacht. Durch laufende Neuanschaffungen von Medien wurde die Bücherei immer wieder auf den neuesten Stand gehalten.
Am 1. 1. 1994 umfasste der Medienbestand:
3 956 Sachbücher, 2 935 Romane, 2 509 Kinder- und Jugendbücher, 948 Tonkassetten, 234 CDs, 93 Spiele, 65 Sach-Videos, zusammen 10 740 Einheiten.
Nun ist diese ganze Arbeit natürlich nicht nur mit der Ausleihe getan, sondern es müssen Einbinde-, Flick-, Wasch- und Registrierarbeiten erledigt werden, heute von 20 bis 23 Mitarbeitern.
1997 kaufte Pfarrer Anton Althaus die alte Volksschule auf dem Kirchplatz und diese ist seitdem das neue Alexanderhaus. Hier befindet sich nun die neue Bücherei im 1. Stock - schön, groß und übersichtlich.
Die Bücherei St. Alexander sieht sich heute auch als Kulturträger. Sie wird von vielen Kindern, Jugendlichen, alten und jungen Erwachsenen in Anspruch genommen. Sie ist halt ein Treffpunkt.
Vor 5 Jahren, aus Anlass des 145-sten Bestehen, wurde ein Treffen aller "Ehemaligen" anberaumt, und es war ein sehr schöner Feiertag.
Nun besteht die Bücherei St. Alexander in diesen Tagen 150 Jahre in der Kirchengemeinde Schmallenberg.
Aus der Statistik des Jahres 2002 ergibt sich eine Gesamtausleihe aller Medien von 37 333 Ausleihen. Für das laufende Jahr lässt sich schon wieder eine weitere Steigerung ersehen.
Zurzeit sind fleißige Helfer dabei, die gesamte Bücherei auf EDV umzustellen. Dazu werden alle Bücher usw., mit Barcode-Etiketten ausgestattet und die Buchdaten in den PC eingegeben.
Für die Mitarbeiter ist das Schönste, der Umgang mit den Büchern und mit dem Menschen.
Nicht jeder kann alles, aber jeder hat seine Stärken und Fähigkeiten, die er einbringt, und so entsteht ein wunderbares Zusammenleben als Bücherei-Team unter der bewährten Leitung von Hubert Kamlage.